Die St. Altfrid Kirche in Freisenbruch ist seit Anfang 2020 geschlossen. Doch die Zukunft des Gebäudes ist nach wie vor ungewiss. Was wird in Zukunft hier passieren?
Die St. Altfrid Kirche an der Minnesängerstraße in Freisenbruch ist seit Anfang 2020 geschlossen. Gottesdienste finden hier keine mehr statt und auch das Vereins- und Gemeindeleben rund um die Kirche ist stiller geworden. Doch was soll mit der Kirche in Zukunft geschehen?
St. Altfrid: Kirche im Kohlenpott-Gewand
Die St.-Altfrid-Kirche im Herzen des Stadtteils wurde 1985 errichtet. Anfang der 80er Jahre gab es einen großen Zufluss von jungen Familien in Freisenbruch, weshalb eine weitere Kirche benötigt wurde. Die moderne Kirche wurde offen und hell gestaltet. Der Kirchturm soll bewusst an die Konstruktion eines Fördergerüstes erinneren – eine Hommage an den Bergbau im Ruhrgebiet.
Ursprünglich wollte die damalige Gemeinde sogar ein echtes Fördergerüst für den Kirchturm erwerben. Allerdings stellte man schnell fest, dass Abbau, Transport und Wiederaufbau einfach zu teuer werden würde. Daher entschied man sich für die kostengünstige Neukonstruktion. Kardinal Franz Hengsbach spendete dafür seinerzeits sogar 10.000 DM. Als der Kirchturm im Januar 1987 geliefert wurde, wurden zwei Tieflader benötigt. Ein großes Event, dass auch diverse Medienvertreter nach Freisenbruch lockte.
Fehlende finanzielle Mittel zwangen Bistum zur Schließung
Die goldenen Zeiten sind aber leider schon längst vorbei. In den letzten Jahren fiel auch St. Altfrid, die nun nur noch Fillialkirche der nur wenige Kilometer entfernten St. Antonius Kirche war, den notwendigen Sparmaßnahmen des Bistum Essens zum Opfer. Obwohl die Gemeinde und deren Verbände und Vereine versuchten notwendige Instandhaltungen aus eigener Tasche zu finanzieren, reichte das Geld häufig nicht aus. Seit 2019 wurde die Kirche vom Bistum Essen schließlich nicht mehr mit Geld bedacht.
Die Kellerräume der Kirche wurden quasi von Beginn an auch durch die Pfadfinder der DPSG St. Altfrid benutzt. “Am Ende roch es dort schon etwas miefig”, merkt Uwe Stewen an. “In diesem Zustand hätte man sie leider auch nicht mehr lange nutzen können.” Stewen ist Verwaltungsleiter in St. Laurentius, der Steeler Gemeinde zu der auch St. Altfrid gehört.
Die ominpräsente Kinder- und Jugendarbeit der Altfrid-Pfadfinder ist schon seit ein paar Jahren in weiser Voraussicht teilweise in Räumlichkeiten von St. Laurentius nach Steele verlagert worden. Zur Zeit liegt sie aber aufgrund der Corona-Pandemie auch dort schon seit vielen Monaten größenteils brach oder es werden nur Online-Treffen organisiert. “Wir kommen den Pfadfindern gerne entgegen und helfen wo wir können”, versichert Stewen.
So konnten die Pfadfinder Ende 2020 auch ihren traditionellen Weihnachtsbaumverkauf uneingeschränkt veranstalten. Dieses Jahr fand er nur an St. Antonius in Freisenbruch statt – den Verkäufen brachte dies aber keine Nachteile. Ein wichtiger Einnahmefaktor, der die ehrenamtliche Arbeit der Kinder und jungen Erwachsenen seit Jahren finanziert.
Zeitweise wurde der mit Gemeindemitteln renovierte Gemeindesaal sogar an eine aramäische Glaubensgemeinschaft untervermietet. Mittlerweile sind sie weiter nach Horst gezogen. Auch andere Vereine fanden in Kirchen in der Umgebung teilweise ein neues Zuhause.
Es waren aber nicht nur die Pfadfinder, die schmerzlich von den – teilweise selbst umgebauten – Gruppenräumen Abschied nehmen mussten. Auch die ein oder andere Geburtstagsfeier fand im sogenannten Vituskeller statt. Viele Freisenbrucher wurden hier getauft, heirateten oder wurden gefirmt.
Auch die Kegelbahn in den Kellerräumen war jahrelang ein beliebter Treff für diverse Kegelvereine oder Geburtstagsfeiern. Unrentabel war sie aber stets. Ein beliebter Treffpunkt im Stadtteil, der nun auch verloren geht.
Schlußendlich ist es immer mehr als nur ein Gebäude, was wegfällt, wenn eine Kirche schließen muss.
Kindergarten und Altenwohnungen bleiben bestehen
Von der Schließung nicht betroffen sind übrigens der ansässige St. Altfrid Kindergarten und die betreuten Altenwohnungen gegenüber der Kirche. Diese werden auch in Zukunft Bestand haben. “Beim Kindergarten laufen sogar Überlegungen dessen Kapazitäten zu erweitern”, verrät Stewen. Spruchreif ist hier allerdings noch nichts.
Auch über die Zukunft der St. Altfrid Kirche als Gebäude gibt es noch keine Gewissheit. Es gebe zwar Gespräche und den ein oder anderen Interessenten, aber durch Corona drehen sich die Mühlen auch hier deutlich langsamer als erhofft. “Dem Bistum ist eine weitere soziale Nutzung auf jeden Fall sehr wichtig”, sagt Stewen.
Auch wichtig ist es für alle Gemeindemitglieder, an denen die Schließung der Kirche nicht einfach spurlos vorbeiging, einen gemeinsamen Abschluß zu finden. Ein geplanter Gottesdienst Ende März 2020 musste leider ins Wasser fallen – Corona mal wieder! Bei dem Leben, das in den letzten 35 Jahren in und rund um die Kirche herrschte, wäre sie ein letztes Mal bestimmt nochmal bis auf den letzten Platz gefüllt gewesen.
“Das wollen wir auf jeden Fall nachholen – fraglich nur wann es wieder möglich ist”, hofft Stewen.