Im Herzen von Freisenbruch lassen die Straßennamen gar mittelalterliches Flair aufkommen. Abgehend von der Freisenbruchstraße gelangt man ins Minnesänger-Viertel des Stadtteils. Die Straßen erzählen von mittelalterlicher Lyrik und Legenden.
Fährt man in die Seitenstraßen der Freisenbruchstraße fühlt man sich – zumindest der Straßennamen her – direkt ins Mittelalter versetzt. Dort findet man zum Beispiel die Von-der-Vogelweide-Straße, den Reinmarweg oder auch die Veldeckestraße.
Als erstes wenn man in das Herz Freisenbruch einfährt, begegnet einem das Schild “Kürenbergweg”. Der von Kürenberg war ein mittelhochdeutscher Dichter und Schreiber von Minneliedern und lebte im 12. Jahrhundert. Viel ist über den Herren historisch leider nicht gesichert. Seine größten Werke sind wohl das “Falkenlied” und “Kriemhilds Falkentraum” im Umkreis der berühmten Nibelungensaga.
Weiter gehts es in die Veldeckestraße – eine kleine Straße die zu beiden Seiten vom Kürenbergwerg abzweigt. Dieser Straßenname geht auf Heinrich von Veldecke zurück. Dieser niederländisch-deutsche Dichter wurde wohl um 1140/50 geboren und verstarb zwischen 1190 und 1200. Sein Nachname entstammt dem Geschlecht, in welches er geboren wurde. Das Dorf Veldecke lag westlich von Maastricht im heutigen Belgien. Heute existiert der Ort nicht mehr. Sein berühmtestes Werk ist wohl der Eneasroman, der 13.500 Verse umfasst.
Folgt man dem Kürenbergweg bis zum Ende schließt sich dort die Von-der-Vogelweide-Straße an. Walther von der Vogelweide war (und ist auch noch heute) einer der bekanntesten deutschsprachigen Lyriker des Mittelalters. Vom ihr sind alleine 90 Minnelieder bis heute überliefert worden. Obwohl sein Nachname eine adlige Herkunft andeutet, gilt dies historisch als unwahrscheinlich. Bestenfalls gehörte er zum unfreien Dienstadel.
Von der Von-der-Vogelweide-Straße gelangt man in die Ringstraße Reuenthalweg. Dieser Name geht auf den deutschsprachigen Lyriker Neidhart zurück. Dieser wurde seiner Zeit auch Reuental genannt. Neidhart bezeichnete sich selbst als Ritter und 132 Lieder sind unter seinem Namen überliefert. Die Beliebtheit und Vebreitung dieser Verse läßt sich bis 15./16. Jahrhundert belegen.
Die Sackgasse Reinmarweg führt den Berg vom Reuenthalweg hinab. Reinmar der Alte, oder auch Reinmar von Hagenau genannt, lebte in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts. Seine Existenz ist urkundlich nicht belegt. Dies kann aber auch an seiner niedrigen sozialen Herkunft gelegen haben. Jedoch sind unter seinem Namen in verschiedenen Liederhandschriften Minnelieder, Tageliedreflexionen, Frauenlieder sowie die so genannte „Witwenklage“ überliefert. Seine Werke gelten bis heute als Paradebeispiele des hohen Minnesangs.
Die Minnesängerstraße in diesem Freisenbrucher Viertel huldigt der mittelalterlichen Kunst, die übrigens in erster Linie der eigenen Bewerbung bei Damen galt, nochmal explizit und läßt keinen Zweifel daran aufkommen, dass man es hier mit wohl mit einen Stadtgebiet lyrischen Ausmaßes zu tun hat.